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Der Girlitz – Meine Begegnungen mit dem kleinsten Fink Europas

Mann, was hatte ich gestern wieder ein Erlebnis mit dem Girlitz in meinem Garten! Da sitze ich gemütlich mit meinem Morgenkaffee auf der Terrasse, und plötzlich höre ich dieses charakteristische Trillern über mir. Drei dieser quirligen kleinen Finken hatten sich auf meinem alten Apfelbaum niedergelassen und gaben ein regelrechtes Konzert. Selbst nach 15 Jahren Vogelbeobachtung kriege ich bei solchen Momenten noch Gänsehaut.

Wie ich zum Girlitz-Fan wurde

Wisst ihr, eigentlich war das gar nicht geplant. Vor Jahren hatte ich meinen Garten noch picobello aufgeräumt – jedes Unkraut wurde gezupft, jeder Rasen akkurat geschnitten. Bis mir eines Tages mein Nachbar Karl, ein echter Vogelnarr, einen Tipp gab: „Lass doch mal eine Ecke wild wachsen.“ Ich dachte erst, der spinnt. Aber dann ließ ich tatsächlich eine kleine Ecke verwildern. Und was soll ich sagen? Es dauerte keine zwei Wochen, da hatte ich die ersten Girlitze zu Besuch!

Das macht den Girlitz so besonders

Boah, wo fang ich da an? Also, stellt euch mal vor: Der Girlitz ist mit seinen 11-12 Zentimetern echt ein Knirps unter den Finken. Neulich meinte meine Tochter: „Papa, der ist ja kleiner als meine Handyfläche!“ Stimmt genau! Aber was der kleine Kerl an Größe vermissen lässt, macht er mit Persönlichkeit wieder wett.

Die Männchen tragen im Frühjahr ein Federkleid, das leuchtet wie kleine Sonnenstrahlen. Gelb, grünlich, einfach traumhaft! Die Weibchen sind etwas dezenter unterwegs, aber mindestens genauso interessant zu beobachten. Und der Gesang erst… Mann, wenn die loslegen, klingt das wie eine Mini-Spieluhr auf Turbo!

Meine Girlitz-WG im Garten

Letzten Frühling hatte ich das absolute Highlight: Eine komplette Girlitz-Familie hat sich bei mir einquartiert. Das Weibchen – ich nenn sie mal Emma – hat sich einen buschigen Lebensbaum als Brutplatz ausgesucht. Drei Tage lang hab ich beobachtet, wie sie ihr Nest gebaut hat. Wahnsinn, was für eine Präzisionsarbeit! Feine Gräser, Moos, sogar ein paar Pferdehaare von der Koppel nebenan hat sie verbaut.

Das Männchen (für mich ist das der Fred) hat die ganze Zeit den Aufpasser gespielt und nebenbei seine Gesangseinlagen gegeben. Wenn sich auch nur eine Amsel zu nahe ans Nest getraut hat – bumm, war Fred zur Stelle und hat sie verscheucht. Klein aber oho, sag ich da nur!

Ein Jahr mit meinen Girlitzen

Mannomann, was hab ich nicht alles in meinem Gartentagebuch über die kleinen Rabauken geschrieben! Im Frühjahr geht’s los mit der großen Show: Die Männchen steigen in die Luft wie kleine Heißluftballons, trillern wie verrückt und segeln dann wieder runter. Das ist ihre Art zu sagen: „Hey Ladies, schaut mal, was ich kann!“

Frühling – Die Zeit der Liebe

Im April wird’s dann richtig spannend. Da hab ich schon regelrechte Girlitz-Dates beobachtet. Die Männchen füttern ihre Auserwählten, als wär’s ein Candlelight-Dinner. Dabei machen sie diese niedlichen, zwitschernden Geräusche – fast wie ein verliebter Teenager, der seiner Angebeteten Komplimente macht.

Sommer – Familienleben pur

Wenn dann die Jungen schlüpfen, ist die Hölle los! Letzten Sommer hatte ich zwei Bruten gleichzeitig im Garten. Die Altvögel sind nur noch im Schichtdienst geflogen: Futter ran, Kot raus, Futter ran, Kot raus. Von morgens bis abends. Ich hab extra mehr Wildblumen stehen lassen, damit sie nicht so weit fliegen müssen.

Herbst – Zeit des Abschieds

Das ist immer eine zwiespältige Zeit für mich. Die meisten Girlitze machen sich auf den Weg nach Süden. Klar, die wollen’s warm haben – kann ich verstehen! Ein paar Hartgesottene bleiben aber auch hier. Die nenne ich meine „Winter-WG“. Die versorge ich dann mit extra feinen Sämereien.

Meine Top-Tipps für Girlitz-Fans

Nach all den Jahren hab ich ein paar Tricks auf Lager, wie ihr euren Garten zum Girlitz-Paradies macht:

  1. Lasst um Himmels willen nicht alles picobello aufgeräumt! Die mögen’s ein bisschen wild.
  2. Wildblumen sind der absolute Hit. Besonders Löwenzahn, Vogelmiere und Hirtentäschel – da sind sie ganz verrückt danach.
  3. Eine flache Wasserschale ist wie ein Wellnesscenter für die Kleinen.
  4. Hecken und Büsche müssen sein – je dichter, desto besser.
  5. Im Winter ein paar feine Sämereien anbieten. Aber bitte keine Speisereste!

Was meine Gartenbesucher immer fragen

Warum sind die so unruhig? Mensch, stellt euch mal vor, ihr wärt so klein! Da müsst ihr auch dauernd in Bewegung bleiben, um warm zu bleiben und genug Futter zu finden.

Bleiben die Paare zusammen? Also, bei meinen Beobachtungen sind die eher wie in einer modernen Beziehung unterwegs – jedes Jahr neue Chancen! Aber während der Brutzeit sind sie sich treu.

Wie alt werden die eigentlich? Der älteste Girlitz, den ich kenne – ich nenn ihn Methusalem – kommt seit mindestens 5 Jahren in meinen Garten. Für so einen kleinen Vogel ist das echt ’ne Hausnummer!

Was ich von den Girlitzen gelernt habe

Nach all den Jahren mit meinen gefiederten Freunden kann ich eines sagen: Diese kleinen Vögel haben mir beigebracht, dass Größe echt nichts mit Persönlichkeit zu tun hat. Die sind wie kleine Philosophen – leben im Hier und Jetzt, nehmen das Leben, wie es kommt, und machen trotzdem immer das Beste draus.

Wenn ich morgens meinen Kaffee trinke und höre das vertraute Trillern der Girlitze, dann weiß ich: Alles ist gut in meinem Garten. Diese kleinen Finken sind für mich mehr als nur Vögel – sie sind meine tägliche Erinnerung daran, dass die schönsten Dinge im Leben oft die unscheinbarsten sind.